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03.02.2022

Der Held aus Serfaus

Der Held aus Serfaus

Josef Marth, ein Bauer aus Serfaus, ist in Uganda ein Held. Jedes Kind in der Region Lubajja kennt ihn. Und das obwohl Josef Marth nie in Afrika gewesen ist. Fragt man eines der hunderten Kinder, die in ihren grünen Schuluniformen den Schulhof bevölkern, wer denn dieser Josef Marth sei, antworten sie stolz: „The Founder of our school!“ Der Gründer ihrer Schule.

In Serfaus kannte man „Seppl“ Marth als einen der extrem bescheiden lebte, hart arbeitete und jeden Sonntag die Messe besuchte. Sein ganzes Leben hat er in Serfaus verbracht und nie geheiratet. Seine Liebe gehörte der Landwirtschaft und seinen Tieren.

Als er bei der Arbeit im Stall verunglückte und schwerst verletzt zum Rettungsauto hinausgetragen wurde, sollen seine Tiere traurig gebrüllt haben, als hätten sie geahnt, dass Josef Marth kurz darauf, am 4. Februar 2012, im Krankenhaus verstarb.

Er hinterließ keine nahen Verwandten. So hat er sein Hab und Gut in einem Testament mehreren gemeinnützigen Organisationen hinterlassen; eine davon ist KINDERN EINE CHANCE.

Als die Verantwortlichen von KINDERN EINE CHANCE von Notar Dr. Philipp Schwarz zur Testamentseröffnung geladen wurden, war die Überraschung groß. „KINDERN EINE CHANCE wurde von Josef Marth vor allem deshalb bedacht, weil er es schätzte, dass die Organisation 100% der Spenden in Uganda ausgibt und in Tirol ausschließlich ehrenamtlich gearbeitet wird“, erklärte Dr. Schwarz dem Vereinsvorstand.

In Gedenken an den Gönner baute die Organisation am Rand eines Sees die Josef Marth Schule und einen Kindergarten. Rund 400 Kinder erhalten dort Bildung. Etwas, das in einem Land wie Uganda nicht selbstverständlich ist.

Doch nicht nur für die Chance, Bildung zu erhalten, sind die Kinder in Uganda dem Josef Marth dankbar. Noch heute kann aus seinem Erbe täglich eine warme Mahlzeit für die Kinder in seiner Schule und in anderen Schulen der Region finanziert werden. Auch ein 60 Hektar großes Grundstück wurde aus den Mitteln von Josef Marth angekauft, auf dem mittlerweile ein Berufsbildungszentrum entstanden ist.

Noch heute hängt in der Josef Marth Schule eine zur Schulglocke umfunktionierte Kuhglocke aus dem Stall vom „Seppl“. Und gleich dahinter an der Wand ein Foto von ihm und eine Inschrift, die an ihn erinnert.

Mehrfach war schon Besuch aus Tirol und Serfaus in der Josef Marth Schule. Selbst der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter hat die Projekte von KINDERN EINE CHANCE schon besucht und sich vor Ort ein Bild von der Arbeit der Organisation gemacht.

In Serfaus selbst gibt es viele, die nach wie vor kaum glauben können, was der in seinem Leben so bescheidene „Seppl“ durch sein Vermächtnis bewirkt hat. Er hat Kindern eine Chance gegeben, Kindern die er selbst nie gesehen hat, Kindern die sein Andenken bewahren werden.

Wenn 2023 die Organisation KINDERN EINE CHANCE ihr 15-jähriges Bestehen feiert, wird unter den drei Ehrengästen aus Uganda auch Muggaga Nabbuto, die Direktorin der Josef Marth Schule sein. Ein Programmpunkt steht für sie schon heute fest. Ein Besuch am Grab vom „Seppl Marth“, ihrem Helden aus Serfaus.