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27.05.2015

2015 - Bericht von Barbara

2015 - Bericht von Barbara

Eine sehr prägende und erlebnisreiche Zeit mit vielen neuen, gesammelten Erfahrungen geht zu Ende. Ich erinnere mich noch genau, als ich vor drei Monaten von Katharina sehr herzlich am Flughafen in Entebbe abgeholt wurde. Davor war ich beinahe vier Monate in Mittel- beziehungsweise Südamerika auf Reisen. Ein fast 24- stündiger Flug mit einem langen Zwischenstopp in Johannesburg lag hinter mir. Voller Erwartungen ging es dann von Entebbe direkt in mein zukünftiges zu Hause nach Bongole. Der Weg von Entebbe nach Kampala machte für mich durch die unzähligen Verkaufstände und das bewegte Leben neben den Straßen einen bereits sehr lebendigen Eindruck.

Ich fühlte mich von Anfang an wohl und mein Bauchgefühl sagte mir gleich, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Nach zwei Tagen Eingewöhnungsphase lernte ich endlich die Kinder und das Lehrpersonal kennen. Der Direktor rief alle Kinder zu einem Assemble zusammen und ich stellte mich bei den Schülern, sowie den Lehrerinnen und Lehrern vor. Die Kinder empfingen mich mit verschiedenen Liedern und in diesem Zeitpunkt realisierte ich das erste Mal, dass ich angekommen bin. Mir gefiel diese einladende und herzliche Atmosphäre und positiv fiel mir sofort die unglaubliche Lebendigkeit der Kinder auf.

Die nächsten Tage nütze ich zum Hospitieren, um mir ein Bild von dem Schulalltag und den einzelnen Klassen zu machen. Gespannt betrat ich die verschiedenen Klassen von Primary 1 bis Primary 7 und die Nursey Section. Die Freude der Kinder war unübersehbar. Mit neugierigen Blicken wurde ich von oben bis unten gemustert. Ein paar Mädchen und Buben schenkten mir ein Lächeln, andere schauten mich fragend an und manche Kinder machten eher einen skeptischen Eindruck.

Die erste Woche verbrachte ich zusammen mit den Volunteers Alexandra und Katharina, die beide schon seit mehr als fünf Monaten hier in Bongole als Lehrerinnen im Einsatz waren. Das war von großem Vorteil, da ich somit an ihrer bereits geleisteten Arbeit anschließen, beziehungsweise diese weiterführen konnte. Alexandra verabschiedete sich dann nach einer Woche und die kommenden drei Wochen arbeitete ich mit Katharina zusammen. Wir verstanden uns prächtig und wir teilten unsere Arbeitsbereiche auf. Ich konzentrierte mich mehr auf die Klassen der Lower Primary und Katharina übernahm die Upper Primary. Im Folgenden werde ich meine Arbeitsbereiche näher erläutern.

Meine Aufgabe war es vor allem die Lehrerinnen und Lehrer in Mathematik zu unterstützen und deren Didaktik zu verbessern. Aufgrund einer fehlenden Lehrperson, übernahm ich bereits in der zweiten Woche, nach meiner Ankunft, die Mathematikstunden der ersten Klasse. Anfangs war das eine ziemliche Herausforderung für mich, aufgrund der Klassenstärke von fast 60 Kindern und der Sprachbarriere. Im Nachhinein gesehen war dies aber ein guter Start, um in den Schulalltag von Bongole hineinzuwachsen. Somit war ich gezwungen, mich mit dem Curriculum intensiver auseinander zu setzen und bekam daher einen besseren und schnelleren Einblick in die ugandische Unterrichtsdidaktik. In den drei Monaten konzentrierte ich mich vor allem, auf den Mathematikunterricht der „Lower Primary“, das heißt von der ersten bis zur dritten Klasse. Zudem startete ich mit einem Förderunterricht in den Grundrechnungsarten für die in Mathematik sehr schwachen Kinder. Alexandra und Katharina führten sogenannte Brain Games ein, die jeden Morgen eine halbe Stunde vor dem Unterricht, beziehungsweise als Auflockerung, während der Stunden von den Lehrern eingesetzt werden. Da wir in diesem Term viel Personalwechsel hatten, sah ich es auch als meine Aufgabe diese Spiele den neuen Lehrern zu zeigen und deren täglichen Ausführung zu kontrollieren.

Obwohl meine Ideen und Vorschläge nicht immer Anklang bei meinen Kolleginnen und Kollegen fanden, empfand ich die Zusammenarbeit größtenteils gut. Trotzdem musste ich mich einigen Konfrontationen stellen, vor allem, wenn es um die beiden Themen Pünktlichkeit und Motivation ging. Der pünktliche Unterrichtsbeginn war fast täglich ein großes Thema besonders an Regentagen. Vergleichbar mit einem Schneechaos bei uns, wo auch oft alles drunter und drüber läuft, ist ein starker Regenfall hier in Uganda. Die Kinder kommen meist gar nicht oder erst ein paar Stunden später in die Schule und die Lehrerpersonen lassen sich auch gerne viel Zeit um morgens endlich aus ihren Zimmern zu kommen. Hierbei war es wichtig, nicht locker zu lassen und die Lehrerinnen und Lehrer bei Bedarf immer wieder darauf hinzuweisen. Das empfand ich oft als sehr mühsam und fühlte ich mich in dieser Rolle nicht immer wohl.

Zudem unterstützte ich den Direktor bei anfallenden organisatorischen Dingen wie die Kontrolle der Unterrichtsvorbereitungen vom Lehrpersonal.

Ein besonderes Anliegen war mir auch die Schulbibliothek. Bei meiner Ankunft waren die Bücher bunt durcheinander gemischt und es war kein System erkennbar. Ich versuchte das Chaos zu beseitigen, indem ich begann, die Bücher nach Fächern, Klassen und Kategorien zu ordnen, beziehungsweise zu beschriften. Außerdem verfasste ich mit dem verantwortlichen Lehrer Verhaltensregeln für die Bibliothek. Im letzten Monat wurde die Bibliothek immer am Nachmittag für einenhalb Stunden geöffnet und es war eine Freude zu sehen, wie viele Kinder sich täglich Bücher zum Lesen ausliehen.

Meine vorletzte Woche verbrachte ich mit Julie und David in Natete, wo ein Feriencamp für 65 Kinder stattfand. Das Thema der Woche war „Arts and Crafts“, bei dem verschiedene Workshops, wie Körbe flechten aus Palmenblättern oder Paphyrus, aber auch Matten weben und Bälle knüpfen angeboten wurden. Am Nachmittag sorgten diverse Mathematikspiele und Wettkampfspiele, wie Sackhüpfen und Flaschen auf dem Kopf balancieren für ausreichend Unterhaltung. Abends wurde um das Lagerfeuer herum getanzt, gesungen und getrommelt. Das abendliche Highlight war mit Sicherheit für die meisten Kinder die  Comedyeinlage, welche dreimal von zwei sehr engagierten Lehrern vorbereitet wurde. Zum Abschluss des Feriencampes wurde ein Ausflug in die nahegelegene Kaffeeplantage organisiert. Durch die Motivation der Lehrerinnen und Lehrer und deren Einsatz war dies eine sehr gelungene Woche, die den Kindern und auch uns Freiwilligen sehr viel Freude bereitete.

Nach meinem Einsatz in der Primary School in Bongole verbrachte ich noch ein paar Tage in Zigoti. Diese Zeit nutzte ich, um noch einen besseren Einblick in die Arbeit von „Kindern eine Chance“ und deren verschiedenen Projekte zu bekommen. Zwei Tage begleitete ich die Sozialarbeiterin Rose zu den von der Organisation unterstützten Familien. Es geht einem schon sehr nahe, wenn man sieht unter welchen Bedingungen die Kinder teilweise leben müssen. Trotzdem finde ich es besonders wichtig, die familären Strukturen und Verhältnisse kennenzulernen, um in das individuelle Leben der Kinder Einsicht zu bekommen. Für die nächsten Freiwilligen würde ich es persönlich besser finden, die Sozialarbeiterin bereits am Beginn des Aufenthaltes zu begleiten, um gleich ein besseres Verständnis für die Lebenssituation der Kinder entwickeln zu können.

Der gesamte Aufenthalt hier in Uganda war für mich sehr eindrucksvoll und lehrreich. Die lachenden Gesichter der Kinder, die Freundlichkeit und Gastfreundschaft der Ugander, sowie die unglaublich schöne Landschaft werden mir ewig in guter Erinnerung bleiben. Schon als kleines Mädchen hat mich das ferne Afrika fasziniert. Ich bedanke mich bei „Kindern eine Chance“, dass sie mir die Möglichkeit gegeben haben, dieses vielfältige Land kennenzulernen.