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Aktuelles & Neues

23.03.2010

2010 - Woche 4: neue Schulen

Der Schulanfang naht

Dass der Schulanfang naht, merken wir allein schon daran, dass immer mehr Kinder kommen und um Unterstützung bitten. Oft ist es so, dass wir in der Früh aufstehen und schon im Halbdunkel die Kinder vor dem Haus sitzen und auf uns warten. Die Geschichten die wir zu hören bekommen, ähneln einander. Meist sind die Eltern oder zumindest ein Elternteil verstorben. Die Kinder leben dann sehr häufig bei ihren Großeltern, die oft von mehreren der eigenen Kinder die Waisen aufnehmen. Häufig kommt es auch vor, dass der überlebende Elternteil so krank ist, dass er sich nicht mehr um die Kinder kümmern kann. Doch wollen wir nicht verheimlichen, dass auch immer öfter Kinder hier auftauchen, bei denen wir das Gefühl haben, dass es Verwandte gibt, die die Kinder gezielt herschicken. Denn schließlich ist es einfacher, zuerst die „Muzungus“ (also uns Weiße) um Hilfe zu bitten, als selbst für die Kinder zu sorgen. Zum Glück haben wir schon einiges an Erfahrung gesammelt, wie wir die „Vortäuscher“ entlarven. Meistens, vor allem mit Ians Hilfe, gelingt uns dies schon bevor wir die Kinder zu Hause aufgesucht haben. Es ist nämlich sehr aufwändig, alle Bittsteller zu befragen, die Daten zu erfassen und dann alle auch noch daheim zu besuchen.

Überhaupt versuchen wir immer mehr, den „Parteienverkehr“ von der Farm, wo wir schlafen, ins Büro in der St. Mary’s School zu verlagern. Noch gelingt es wie gesagt nicht immer, aber es wird besser. Außerdem sind wir stolz, dass unser Büro seinen Namen mittlerweile richtig verdient. Jedes der von uns unterstützen Kinder hat mittlerweile ein eigenes Datenblatt, wo wir nicht nur allgemeine Infos erfassen, sondern uns auch bemühen, die Krankheiten zu dokumentieren, die schulischen Leistungen durch Kopien der Zeugnisse festzuhalten und persönliche Notizen zu den Kindern zu machen. So steht das beispielsweise bei einigen, dass sie sehr aktiv auf der Farm arbeiten, aber auch dass sie beispielsweise gut singen oder malen oder aber auch einfach drei Wochen abgehauen sind, weil sie in Kampala das große Geld suchten. Diese Dokumentation mag für uns daheim in Österreich ein Selbstverständnis sein, doch hier ist es schon ein Erfolgserlebnis, wenn wir es schaffen, jemandem die Vorteile zu vermitteln, die eine alphabetische Reihung der Datenblätter mit sich bringt. Bei mittlerweile über 180 Kindern nur in Zigoti und insgesamt 300 erleichtert das die Suche doch ungemein.

Doch auch Anderes kündet vom nahen Schulanfang. So haben wir angefangen mit einigen Kindern die alten Schulbänke zu reparieren. Nicht nur, dass wir uns so Geld für neue Möbel sparen, aber vor allem macht es den Kindern Spaß und sie erwerben handwerkliche Fähigkeiten. Die von uns unterstützen Patenkinder sollen nicht nur in der Schule lernen, sondern vor allem wollen wir ihnen die Chance bieten, herauszufinden, was ihnen Spaß macht und was ihnen auch liegt. Viele werden nach Abschluss der Senior 4 einen handwerklichen Beruf ergreifen. Deswegen haben wir auch diese Woche eine Exkursion zu zwei berufsbildenden Schulen (vocational training institute) gemacht. Uns es ist nämlich wichtig, dass sich die Senior 4 Absolventen jetzt Gedanken machen, wie ihre Zukunft aussehen soll. Die Schülerinnen und Schüler warten noch auf ihre Ergebnisse der Prüfung von Ende November. Da wir genaue Regeln aufgestellt haben (gemeinsam mit Ian und Direktor Cesar), wer in Zukunft eine Senior 5 Schule besuchen darf (und damit dann nach Abschluss der Senior 6 auf die Uni gehen könnte), muss sich jedes Patenkind auch überlegen, welchen Beruf er oder sie ausüben möchte. Und weil es in Zigoti dazu nicht viel Input gibt, machen wir diese Exkursionen. Ehrlich gesagt, waren beide Besuche gelinde gesagt sehr ernüchternd. Einmal fanden wir eine Autowerkstatt ohne ein einziges Werkzeug, ein anderes Mal diente die Pfarrküche als Cateringschule. Gott sei Dank haben wir letzten März eine richtig gute Schule nördlich von Kampala gefunden, wo wir nun versuchen wollen, den einen oder die andere unterzubringen.

Unsere erste eigene Schule

Noch hat sie keine Lizenz, aber 250 Kinder haben sich bereits angemeldet. In der kleinen Ortschaft Bongole, 20 km von Zigoti im Landesinneren entfernt, haben wir auf Drängen und Wunsch der Bevölkerung ein Schulgebäude errichtet. Ursprünglich war geplant, mit der bereits existierenden Schule eine Kooperation aufzubauen. Diese Schule bestand aus nur drei Lehmhütten. Der Direktor war ein junger Lehrer, der schwer krank ist. Seit einigen Wochen kann er nicht mehr arbeiten und die Schule hörte praktisch auf zu existieren. So sind wir indirekt gezwungen worden, uns selbst um eine Schule zu kümmern. Völlig unkompliziert hat unser Koordinator des hiesigen Vereins und Direktor der St. Mary’s Schule Cesar Lukango mit der Aufbauarbeit begonnen. Er bemüht sich um die Lizenzierung der Schule und hat Personal rekrutiert. Die Lehrer der alten Schule hatten oft nicht einmal einen Abschluss der Senior 4: waren also alles andere als qualifiziert. Das heißt nun nicht, dass wir sie alle nicht mehr anstellen. Die, die am meisten Einsatz zeigten und mit Herz und Seele dabei waren, sind auch jetzt mit an Bord. Aber natürlich brauchen wir auch ausgebildete Lehrer. Das erste Meeting aller Lehrer und dem neu rekrutierten Direktor war recht viel versprechend. In den ersten drei Tagen der Einschreibfrist haben sich mittlerweile fast 250 Kinder angemeldet. In der Gegend gibt es bis jetzt nur eine Schule deren Klassenzahl teils über 100 Schülern lag. Wir sind schon sehr neugierig, wie viele Kinder am ersten Schultag dann wirklich auftauchen. Doch die hohe Anzahl der Anmeldungen zeigt, welch hohe Erwartungen die Dorfgemeinschaft in die neuen „A Chance For Children Primary School Bongole“ setzt.

In Butimba helfen alle mit

Das Versprechen, in Butimba (Gemeinde Madudu) eine Schule zu bauen, hat uns ja einiges an Kopfzerbrechen bereitet. Allein der Transport der Materialien dorthin ist eine logistische Herausforderung. Mit dem Motorrad braucht man ja schon über eine Stunde dahin, aber mit dem Kleinlaster dauert die Fahrt an die sechs Stunden. Natürlich haben wir mit dem Bau begonnen. Und so aktiv, wie die Dorfgemeinschaft in Butimba ist, ist unser Einsatz mehr als gerechtfertigt. Wirklich alle helfen mit. Während die Frauen Ziegel tragen oder für die Bauarbeiter kochen, helfen die Männer beim Mörtelmischen und die Kinder beim Wasserholen. Das ist die beste Garantie dafür, dass die Schule wirklich ihre Schule sein wird. Ob wir es schaffen, für so eine entlegene Schule auch noch ein oder zwei qualifizierte Lehrer zu finden, beschäftigt uns schon heute. Denn der jetzige Schulvorsteher ist einer aus der Dorfgemeinschaft, der aber nicht einmal Senior 4 abgeschlossen und natürlich nie eine pädagogische Ausbildung genossen hat.

Klopapier und Besen

Mittlerweile sind wir nicht mehr überrascht, wenn wir die Listen der Patenkinder bekommen, was sie zum Schulanfang brauchen. 12 Schulhefte, 4 Bleistifte, 2 Kugelschreiber, 2 Klopapierrollen und 1 Besen: das sind die wesentlichen Inhalte aller Erfordernisse. Für die Internatsschüler der höheren Schulen gibt es dann noch Schuhcreme, Sensen und eine 500er Packung weißes Papier. Im Büro stapeln sich die Einkäufe, da wir ja Patenkinder in etwa 12 verschiedenen Schulen unterstützen und wir sind froh, dass manche Kinder schon vor Schulbeginn kommen, um ihre Sachen abzuholen. Wenn dann so ein kleiner Zwerg da steht mit seinem Klopapier, den Heften und Stiften und über das ganze Gesicht strahlt, dann wissen wir immer wieder, warum wir das alles tun.