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23.03.2010

2010 - Gabi kehrt zurück nach Österreich

Liebe FreundInnen und PatInnen,

Abschiedsschmerz macht sich breit. Morgen fliege ich wieder nach Hause. 2 Monate sind vorbei und, wie auch bei meinen letzten Aufenthalten in Uganda, habe ich auch diesmal das zwiespältige Gefühl, einerseits gerade erst gekommen und andererseits sehr lange hier gewesen zu sein. Uganda ist eine zweite Heimat geworden und die Kinder und viele Erwachsene hier sind nicht mehr aus unserem Leben wegzudenken. Wenn Yudaya tanzt, Susan verschämt grinst, Tom um Aufmerksamkeit heischt oder Sharon wieder einmal krank ist, dann habe ich jedes Mal das Gefühl, das sind „meine“ Kinder.

Euch lieben Freunden und Paten daheim kann ich mit gutem Gewissen sagen, dass es den Kindern gut geht. Vor allem geht es allen besser als früher. Natürlich sind da diese 66 Kinder, die in der St.Mary’s Schule in Zigoti leben und die ein wenig eine Vorzugsstellung haben. Sie bekommen regelmäßig und abwechslungsreich zu essen, sie schlafen in Betten unter Moskitonetzen und sie bekommen am meisten Aufmerksamkeit. Nicht nur von uns und unseren Besuchern sondern auch von den Menschen hier vor Ort, den Lehrern und unseren Mitarbeitern. Diesen 66 Kindern geht es wirklich gut und fehlt es an relativ wenig. Aber auch den anderen Kindern geht es viel besser und wir bemühen uns, auch deren notwendigste Bedürfnisse zu stillen. Wir kaufen Matratzen, Leintücher, Decken, besorgen Sandalen und Pullis und viele Familien freuen sich dank der Aktion Licht über Solarlampen.

Mittlerweile betreuen wir nun 327 Patenkinder in Uganda. Die Kinder sind auf 4 Gemeinden und somit 4 Betreuer verteilt.

Ian betreut am meisten Kinder, nämlich 175. Sie leben in und um Zigoti und besuchen mittlerweile 9 verschiedene Schulen. Er bezahlt ihre Schulgebühren, macht Besorgungen für sie, schickt sie zum Arzt und ist für sie da, wenn sie ein Problem haben.

Father Joseph ist für die nächste größere Gruppe verantwortlich. 83 Kinder leben in seiner Pfarre, verteilt auf 11 Schulen. Er hat sicherlich die schwierigste Aufgabe mit der Betreuung, da die Kinder in Madudu bis zu 25 Kilometer von seinem Pfarrhaus entfernt leben und die Straßen teilweise katastrophal sind. (das was man in Madudu als Straßen bezeichnet geht bei uns nicht Mal als Weg durch). Aber er kennt all seine Schützlinge und weiß um ihre Bedürfnisse. Acht Kinder, die unter den extremsten Verhältnissen lebten, haben wir auf seine Initiative hin nun auch in Zigoti im Internat untergebracht. Hier können sie sich auf sich und ihre Entwicklung konzentrieren. In den Ferien kommen sie dann heim und dann sind ihre Caretaker oder Familien auch bereit, sich um sie zu kümmern. Die Kinder werden weniger als Belastung gesehen und man freut sich auch mal, wenn sie doch wieder nach Hause kommen. Denn auch das ist etwas, was man sich daheim nicht so richtig vorstellen kann: es gibt so viele Kinder hier in Uganda und nicht selten wird ihnen wenig Liebe entgegen gebracht. Oft auch einfach aus Zeitmangel. Als Babies finden sie alle süß, aber sobald sie 3 Jahre alt sind, werden sie oft mehr oder weniger sich selbst überlassen. Die Mutter geht auf’s Feld arbeiten und das Kleinkind sitzt daheim vor der Hütte und wartet, dass sie heim kommt. Die älteren Geschwister übernehmen dann die Mutterrolle. Aber ich schweife ab...

In St. Agnes ist Basil, der auch Direktor der Schule St. Agnes ist, die alle Kinder besuchen, für 58 Kinder zuständig. Basil macht einen guten Job. Er hat aber damit zu kämpfen, dass St. Agnes in einer recht abgelegenen Region liegt, wo die Leute auch oft einfach wegziehen. So haben wir hier auch am meisten Ausfälle. Caretaker ziehen nach Kampala, Massaka oder Mbarara, in der Hoffung, dort einen Job zu finden. Oder die Kinder werden zu irgendwelchen Verwandten in einem anderen Landesteil geschickt, weil man sich dort hoffentlich um sie kümmern kann. Aber auch wenn Kinder ausscheiden hat das nichts mit der Qualität von Basils Arbeit zu tun. Den Wohnort zu wechseln ist ganz üblich in Uganda und leider auch, dass vierzehnjährige Mädchen schwanger werden. (Gott sei Dank erst einmal passiert bei unseren Patenkindern) Das Leben ist anders hier, das Überleben ist das Wichtigste.

Die kleinste Gruppe von unterstützen Kindern haben wir in St. Michael, einer Schule in Kakiri, wo sich Susan um die Kids kümmert. 18 leben hier.

Wir bemühen uns, die Patenkinder auch immer zu besuchen. Aber das ist nicht ganz so einfach, wie man sich das vielleicht vorstellt. Zu weit sind die Kinder einfach verteilt. Aber wenn wir es selber nicht schaffen vorbeizuschauen, dann sind wir dennoch beruhigt. Schließlich haben wir in den 4 Betreuern Vetrauenspersonen, denen die Kinder wirklich am Herzen liegen. Genau wie uns.

Worauf ich echt stolz bin sind die „Childrens Forms“ die wir nun haben. Für jedes unserer betreuten Kinder gibt es ein Datenblatt. Name, Alter (zumindest geschätzt), Geschlecht, Geschwister, lebende Caretaker (Erziehungsberechtigte), Todesursache der Eltern, besuchte Schule. Aber auch, wie viele Hefte und Stifte ausgegeben werden oder ob das Kind ein besonderes Talent hat oder auch einmal Anweisungen nicht befolgt hat. Und hinter diesen Datenblättern werden in Zigoti auch noch die Krankenblätter eingeheftet. Bei allen Kindern legen wir Kopien der Zeugnisse ab und wenn ich das nächste Mal komme, sollte ich auch den Brief an den/die Paten/in finden. Einmal im Jahr möchte ich den Briefwechsel organisieren. Im Herbst würde ich gerne die Briefe der Kinder nach Österreich bringen und im Jänner die Briefe der Paten nach Uganda.

Also liebe Paten, seid nicht verunsichert, wenn es diesmal keinen Brief gibt oder ihr kein Foto eures Patenkindes auf der Website findet. Es dauert alles etwas länger in Uganda aber „mpola ampola“ (Schritt für Schritt) erreichen wir alles. (das mit den Fotos ist die größte Herausforderung, da nur Ian bis vor kurzem eine Digitalkamera hatte und selbst die wurde ihm nun gestohlen. Also müssen wir alle Fotos machen, wenn wir hier sind)

Wo das Herz drin steckt, da gibt es aber natürlich auch Enttäuschungen. Kinder lügen einen an, nur um unser Vertrauen zu gewinnen bzw. unterstützt zu werden. Das ist teilweise auch verständlich. Aber leider kommt es halt auch immer mal wieder vor, dass wir erfahren, dass uns Kinder bzw. Familien angelogen haben, die wir seit längerem unterstützen. Das tut dann schon weh, weil man geglaubt hat, man wird nicht nur als Geldgeber sondern auch als Freund gesehen. Ich muss einfach auch lernen, dass wir nicht hier sind, um von allen gemocht zu werden, sondern um etwas zu verändern. Und genau das haben wir getan. 327 Kinder haben ein besseres Leben und vor allem die Chance auf eine bessere Zukunft. Und das allein zählt und macht alle Strapazen wett, die wir teilweise schon auf uns nehmen müssen.

 

Danke euch allen für eure Unterstützung. Bleibt uns treu, denn wir garantieren euch, dass wir keinen Cent verschwenden, sondern gezielt hier in Uganda für die Kinder ausgeben.

Stefan bleibt noch drei Wochen hier und wird euch in weiteren Einträgen berichten, was er noch alles weiterbringt.

Herzlichst,

Gabi Ziller