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23.03.2012

2012 - 3. Eintrag: Bildung ist der Schlüssel!

3. Eintrag: Bildung ist der Schlüssel

22 Schulen haben wir an nur zwei Tagen besucht. Was bleibt da in Erinneung? Gott sei Dank vor allem das Positive. Lehrerinnen, die ohne feste Gebäude mit voller Hingabe ihre 100 Schülerinnen und Schüler unter Bäumen unterrichten. 980 Kinder, die uns umringen und angreifen wollen, weil sie selten weiße Besucher empfangen haben oder Lehrer, die auf 10m2 57 Kinder unterrichten und offensichtlich Spaß an ihrer Arbeit haben.

[IMG_4892_350] Zwei Tage lang haben wir gemeinsam mit den obersten Vertretern des Distrikts Mityana 22 Schulen besucht, für die der Distrikt bei uns um Unterstützung angefragt hat. Es ist nämlich mittlerweile so, dass unsere Organisation die größte NGO für Bildung im Distrikt Mityana geworden ist und wir uns aufgrund unserer erfolgreichen Arbeit Respekt und Ansehen verschaffen konnten. Der Weg hierher war lang und oft steinig, es hat viel Strenge bedurft, aber nach einem Jahr, in dem wir 7 staatliche Schulen regelmäßig besucht haben und mit Porridge für die Schüler versorgten, sind wirklich große Erfolge zu sehen (zB die Anwesenheit der Lehrer hat sich immens verbessert, sie sind vorbereitet und pünktlich im Unterricht) und diese Erfolge haben dazu geführt, dass sich die Behörden bei uns gemeldet haben, ob wir unsere Unterstützung nicht noch ausdehnen können. Also gab es mehrere Treffen und wir erhielten eine Liste mit eben 22 Schulen, bei denen vor allem bauliche Maßnahmen erforderlich wären, die sich der Distrikt ob seines geringen Budgets nicht leisen kann. Grundsätzlich wollen wir ja so vielen Kindern wie möglich helfen und da die ärmsten Familien ihre Kleinen vorrangig in die mehr oder weniger kostenlosen staatlichen Schulen schicken, haben wir uns zu einer Besichtigungstour der besagten Schulen bereit erklärt.

[IMG_4890_350] Mit der Landesregierung unterwegs
Die Landeshauptfrau, der Landtagspräsident, die Landesschulrätin und der Landesamtsdirektor aus Mityana haben sich zwei Tage Zeit genommen und sind mit uns losgefahren. Wir alle haben nicht gewusst, was uns genau erwartet, aber dass manche Situationen so katatstrophal sein würden, damit hat niemand gerechnet. Und mit katastrophal meinem wir nicht, dass es keine oder nur sehr baufällige Schulgebäude gibt, dass die Latrinen einsturzgefährdet oder fast übervoll sind oder dass die Lehrer keine Unterkünfte haben. Das katastrophale waren die Unterrichtssituationen, die wir vorgefunden haben. In manchen Schulen – und wir befinden uns in der zweiten Schulwoche des 3. Terms – waren nicht einmal die Hälfte der Lehrer anwesend. In einer Schule ist die Direktorin sogar noch überhaupt nicht aufgetaucht. Eine Stundenvorbereitung konnten wir uns nur in 6 Schulen ansehen, von einer Jahreplanung ganz zu schweigen. Das besonders Tragische war, dass unsere Besuche teilweise nicht einmal unangekündigt passiert sind. Manche Schulen wussten, dass ihre obersten Chefinnen kommen werden und dennoch: keiner da und wenn, dann nicht vorbereitet. In einer Schule hat eine Lehrerin sogar die Kinder zweier Klassen eingesperrt, da sie mehr oder weniger alleine war und Angst hatte, dass ihr die Kinder wieder abhauen. Wir waren natürlich total schockiert, aber nachdem wir mit der Frau gesprochen haben, war auch klar, dass sie total überfordert und gestresst ist, da sie in den ersten 6 Tagen des Terms fast immer alleine für rund 100 Schüler verwantwortlich war. Der Landesschulrätin war die Bestürzung ins Gesicht geschrieben. Verwarnungen wurden ausgesprochen, Namen von Lehreren notiert, die wohl mit massiven Gehaltskürzungen rechnen müssen. Es war wirklich oft zum Haare raufen und für uns auch schnell klar, dass nur dort geholfen werden kann, wo auch ein Wille der Dirketoren und der Lehrer spürbar ist.

[Schulbesuch_350] Gott sei Dank, gab es ja auch einige sehr positive Beispiele. In einer wirklich entlegenen Gegend haben drei Frauen auf der Wiese, unter zwei Bäumen und ein paar Pfälen mit einem Wellblech drüber mit spürbarem Eifer und Liebe für die Kinder gearbeitet. Dort waren dann auch rund 100 Kinder anwesend und hatten sichtlich Spaß am Schulbesuch. In einem anderen Ort müssen die Lehrer täglich mindestens 5 Kilometer in unwegsamen Gelände zu Fuß oder mit dem Rad zurücklegen, um in die Schule zu kommen, weil es in der näheren Umgebung der Schule keine Unterkünfte gibt. In der Regenzeit führt das natürlich dazu, dass kaum jemand pünktlich den Unterricht beginnen kann. Aber alle Lehrer der Schule waren da, hatten ihre Stunden geplant und auch der Gesamteindruck der Schule war sehr positiv. Am zweiten Tag haben wir zum Abschluss dann noch eine Schule in der Nähe des Lake Wamala besucht. Wenn alle da sind, sind 1180 Kinder registriert, bei unserem Besuch waren es immerhin 980. Sie haben uns kaum aus dem Auto aussteigen lassen, weil sie zuerst einmal die „Muzungus“ sehen ud angreifen wollten. Dass dann auch noch die Landeshauptfrau persönlich dabei war, hat unserem Besuch die Krone aufgesetzt. Der Direktor muss seine Klassen in „Streams“ (ähnlich unseren Klassen a, b, c) einteilen, da allein in der Primary 5 120 Kinder sitzen. Klassenräume gbt es aber derzeit nur für jeweils eine Klasse pro Schulstufe. Die eine Hälfte wird in einem Klassenraum unterrichtet, die andere Hälfte sitzt unter dem Baum und hat in der Regenzeit leider halt auch oft Pech und muss früher heimgehen, weil sie ja sonst nass werden.

Es war wirklich sehr lehrreich und interessant, nicht nur für uns. In einem weiteren Treffen mit dem Distrikt werden wir die wichtigsten, unterstützungswürdigsten Schulen auswählen und entscheiden, wie wir helfen können. Denn dass Hilfe nötig ist, haben wir gesehen. Wie wir sie sinnvoll anbieten können, wird noch entschieden. Sicher ist aber, dass die Schulen, die ohne Einsatz der Lehrer vor sich hin vegitieren, sicher ohne Unterstützung von uns auskommen müssen. Hier müssen zuerst die Behörden aktiv werden.

Bildung ist der Schlüssel!