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16.12.2015

2015 - Bericht von Raffaela und Elena

2015 - Bericht von Raffaela und Elena

Abschlussbericht:
3 Monate in Bongole – Raffaela und Elena

Alles begann mit dem Ankommen am Flughafen in Entebbe und es folgten viele neue Eidnrücke, Gerüche, Situationen, bis man sich auf der Farm der Organisation in Zigoti wiederfand und von vielen netten und fürsorglichen Menschen aufgenommen wurde. Wir gaben uns selber nicht viel Zeit zum Ausruhen, weil wir wussten, dass ein neues Land mit vielen Abenteuern auf uns wartete. Afrika begrüßt einen von allen Ecken, ob beim Einkaufen, am Speiseplan, beim Gespräch mit den Menschen, der Natur oder bei der Art der Fortbewegung, den berühmt berüchtigen Bodas. Wir sind angekommen und fühlten uns pudelwohl.

Bald schon ging es für uns Richtung Bongole Primary School, wo wir für die nächsten drei Monate ein neues Zuhause finden sollten. Noch war es still auf dem Schulareal, die Schule begann erst in der darauffolgenden Woche. So blieb uns Zeit, uns vorzubereiten, die Lehrer kennenzulernen, die Umgebung zu erkunden und es uns in unserem netten Häuschen gemütlich zu machen. Von Anfang an genossen wir den wunderschönen Ausblick auf grüne Bäume und Palmen und die gemütlichen Lesestunden am Abend bei Kerzenschein und dem Zirpen der Grillen.

Doch schon bald war es vorbei mit der Ruhe und das Schulgelände füllte sich mit unzähligen Schülern – von 3 jährigen Kindergartenkindern bis zu den Teenagern der Abschlussklasse. Von Anfang an steckten wir Hals über Kopf in Arbeit, es gab an allen Ecken und Enden etwas zu tun, obwohl die Bongole Primary School doch schon eine sehr fortschrittliche und die Vorbildschule der Organisation ist. Wir genossen die Arbeit und nahmen voller Begeisterung am Schulalltag teil.

Elena, als augebildete Kindergartenpädagogin, konzentrierte sich dabei auf die Umgestaltung des Kindergartens und betreute die Internatskinder am Nachmittag. Kindergarten ist nicht gleich Kindergarten, dass lernte sie hier schnell, der Unterschied zu unserem System in Österreich könnte nicht größer sein. Sie erarbeitete mit den Lehrerinnen ein neues Konzept für den Kindergartenalltag, sie behielten einzelne Schwerpunkte bei und ergänzten diese mit neuen Ideen. Elena legte großen Wert auf genügend freie Spielzeit, die Kinder sollten sich selbstständig entfalten können und im gemeinsamen Spiel lernen.
Auch in der Nachmittagsbetreuung ging es haupsächlich darum gemeinsam zu spielen, lesen, malen, basteln und eine schöne und sorgenfreie Zeit zu verbringen. Raffaela, als ausgebildete Englischlehrerin, legte ihren Fokus auf die Arbeit mit den Englischlehrern und die Schulbibliothek. Nachdem sie diese etwas auf Vordermann gebracht hatte, freute es sie sehr, dass tagtäglich immer mehr Schüler die Lust am Lesen entdeckten, in die Bibliothek kamen und Bücher ausliehen. Außerdem war sie beeindruckt von der Offenheit der Lehrer, die ihre Vorschläge dankbar annahmen und einige österreichische Methoden ausprobierten, um den Unterricht kreativer und interessanter zu gestalten.

Gemeinsam durften wir sogar einen Workshop für Kindergartenpädagogen/innen gestalten und durchführen, was für uns eine neue und sehr aufregende Erfahrung war. Das Wochenende wurde zum vollen Erfolg und unser Ziel, den Teilnehmern die Bedeutung und Wichtigkeit des Spielens für Kinder näherzubringen, erfüllt. Beim anschließenden Besuch der einzelnen Kindergärten ein paar Wochen später, durften wir mit Stolz erleben, wie unsere Ideen umgesetzt wurden und welche Freude sowohl die Kinder als auch die KindergartenpädagogInnen beim Spielen hatten.
Zusätzlich tobten wir uns gemeinsam mit den Kindern in Bongole an der Fassade des Kindergartens aus und malten mit vielen Farben ein buntes Bild, das das afrikanische Flair verkörpern sollte und das ganze Schulgelände viel einladender wirken lässt.
Am Nachmittag gestalteten wir außerdem für die älteren Kindergartenkinder einen Förderunterricht. Dabei lernten die Kinder die einzelnen Buchstaben, um sie bestmöglichst auf die Schule vorzubereiten und ihnen schon einen kleinen „Vorsprung“ zu verschaffen.

So arbeiteten wir trotz unserer unterschiedlichen Ausbildungen und Arbeitsbereichen Hand in Hand und konnten viel voneinander lernen. Der tägliche Austausch unserer Erfahrungen machte es uns leichter Schwierigkeiten zu meistern und es andererseits umso schöner, wenn wir unsere Freude miteinander teilen konnten.

Eine dieser wunderschönen Erfarungen war zum Beispiel die wachsende Beziehung zu den Internatskinder von Bongole. An den Wochenenden, die wir an der Schule verbringen durften, genossen wir die Zeit mit unseren Kiddis und erlebten viele Abenteuer. So erklommen wir gemeinsam die höchsten Hügel von Bongole, gestalteten eine Schnitzeljagd über das ganze Schulgelände, spielten Gitarre und sangen gemeinsam „Bye bye Love“. Ein absolutes Highlight war das Lagerfeuer  unter einem herrlichen Sternenhimmel und das Grillen von Stockbrot an unserem letzten Wochendene in Bongole. Wir werden die lachenden und leuchtenden Kinderaugen wohl nie vergessen.
Viele Stunden verbrachten die Kinder aber auch einfach bei uns auf der Veranda, wo wir gemeinsam spielten, lachten und Zeit verbrachten. Jedes einzelne Kind wuchs uns dabei extrem ans Herz und es macht uns sehr traurig, uns nun von ihnen verabschieden zu müssen.

Wunderschön war es auch zu erleben, mit welcher Leichtigkeit und Herzlichkeit die Kinder von Bongole mehrere körperlich behinderte Kinder der Christoph Bettermann Schule, die in den letzten Wochen auf Probe nach Bongole kamen, willkommen hießen und sie in den Alltag hier integrierten. So schlossen sich schon nach dem ersten Tag enge Freundschaften zwischen den Kindern und die Bongole-Kids kümmerten sich rührend um die neuen Freunde. Das schien für sie ganz selbstverständlich zu sein und wir waren beeindruckt. Gegenseitige Hilfsbereitschaft wird in Uganda eben großgeschrieben, sicher eine Einstellung von der wir alle noch viel lernen können.

Wie bereist erwähnt, gab es aber natürlich auch Schwierigkeiten, die gemeistert werden mussten. So machten sich vor allem bei den Lehrern trotz ihrer Offenheit und unserem guten Verhältnis zu ihnen die kulturellen Unterschiede bemerkbar. Themen wie Pünktlichkeit und Disziplin ohne körperliche Bestrafung mussten immer wieder angesprochen und ins Bewusstsein gerufen werden. Wir lernten jedoch, dass dies ein langwieriger Prozess ist und auch die zukünftigen Volunteers diese Themen mit Geduld und Einfühlungsvermögen angehen müssen.
Trotzdem waren wir von der Offenheit und Lernbereitschaft der Lehrer sehr beeindruckt und durften auch viel von ihnen lernen.

Eine Überraschung bot sich uns in der Vielfalt und der Köstlichkeit des ugandischen Essens. Schon bald konnten wir nicht mehr auf Rolex, Chapatti, Matoke und Pancakes verzichten. Wir genossen die nächtlichen Abendstunden im Dorf, wo wir am Lagerfeuer von den Dorfbewohnern bekocht wurden und unter Sternenhimmel die ugandische Kulinarik erleben durften. So konnten wir getrost auf Posho and Beans verzichten und uns mit Freude am Essen sehr abwechslungsreich ernähren.

Natürlich durften wir während unserem Aufenthalt auch die Hauptstadt Kampala kennenlernen, deren Modernität und wildes Treiben einen krassen Gegensatz zur Ruhe in Bongole darstellt.

Die Lebensweise der Menschen hier faszinierte uns sehr. Trotz der gewissen Armut und dem eher einfachen Lebensstil gibt es wenig Klagen und Jammern. Die Ugander sind stolze, zufriedene Menschen und tragen ihr Schicksal, wie schrecklich es auch sein mag, mit Würde. Fasziniert hat uns auch immer wieder die Leidenschaft der Ugander, die sie beim Tanzen versprühen. Ob Groß oder Klein, der Rhythmus liegt den Menschen hier im Blut. Sobald Musik ertönt, gibt es kein Halten mehr und die Freude der Menschen an der Bewegung beim Tanzen wird greifbar. So tanzten wir so manche Stunden ausgelassen mit den Kindern bis wir allesamt zufrieden ins Bett fielen.

Während der drei Monate war es uns auch vegrönnt, die anderen Voluntäre der Organisation kennenzulernen. Man teilte Freud und Leid und es entstanden Freundschaften, die mit Sicherheit auch zuhause in Österreich noch weiterhin fortbestehen werden.

Alles in allem hatten wir während der drei Monate in Uganda eine unglaublich schöne und prägende Zeit und wir werden wohl unser ganzes Leben lang von den Erinnerungen und Erfahrungen zehren können.

BONGOLE wir werden dich und deine Menschen nie vergessen. Danke für die wunderschöne Zeit!

 

Elena & Raffaela

Bongole, Dezember 2015