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09.11.2020

Durch Bindenworkshops Schwangerschaften verhindern.

Durch Bindenworkshops Schwangerschaften verhindern.

Ungewollte Schwangerschaften von Minderjährigen sind in Uganda seit Beginn unserer Arbeit ein großes Thema. Die ärmlichen Lebensbedingungen vieler Familien verleitet junge Mädchen, die oftmals nicht älter als 13 oder 14 Jahre alt sind, dazu, den Versprechungen auf ein besseres Leben durch junge Männer zu vertrauen und sich auf sexuelle Beziehungen mit diesen einzulassen. Auf Verhütung wird dabei oft verzichtet: die Mädchen trauen sich nicht danach zu fragen bzw. sind oft sogar unaufgeklärt und wissen nicht, wie sie sich vor Schwangerschaften und Krankheiten schützen können und den Männern ist die Verhütung nicht wichtig oder zu mühsam. Seit Ugandas Schulen aufgrund der COVID-19 Pandemie seit 20. März geschlossen sind, wurde landesweit ein Anstieg an Schwangerschaften von Minderjährigen gemessen. In einzelnen Distrikten sind die offiziellen Zahlen auf über 25% geklettert, und es wird vermutet, dass es inoffiziell sogar noch mehr sind, da viele Eltern die Schwangerschaften nicht melden und sich mit dem Kindesvater oder dessen Familie einen finanziellen „Deal“ aushandeln, damit der Fall nicht an die Polizei gemeldet wird.

Schwierige Voraussetzungen also für die Arbeit unserer Sozialarbeiterinnen. Seit vielen Jahren treffen sie die Mädchen in den eigenen Schulen regelmäßig zu Beratungs- und Aufklärungsgesprächen. Oft erfahren sie dabei aber auch Widerstand aus der Bevölkerung, da mancherorts nach wie vor die Meinung herrscht, wenn ein Mädchen über seinen Körper, Sexualität und Verhütung Bescheid weiß, wird es eher zum Geschlechtsverkehr animiert. Eine Möglichkeit, wie wir die Mädchen gut erreichen, sind Workshops, in denen sie selbst Damenbinden herstellen. Diese Hygieneartikel sind in den Dörfern teuer und nicht immer vorrätig und viele Eltern haben ohnehin kein Geld dafür. Dann müssen die Mädchen während ihrer Periode daheim (und der Schule fern) bleiben und sich oft mit Bananenblättern oder alten Fetzen aushelfen. Dies wiederum führt zu zahlreichen Entzündungen und Krankheiten. Andere besorgen sich das Geld für die Binden von ihren „Boyfriends“, leider oft im Gegenzug für Sex.

In den Workshops nähen die Mädchen waschbare, wiederverwertbare Damenbinden selbst und gleichzeitig nutzen die Sozialarbeiterinnen und Vertrauenslehrerinnen die Gelegenheit, mit den Mädchen über ihre Sorgen, Ängste und das Tabuthema Sexualität zu sprechen. Allein seit Anfang September konnten wir in diesen Workshops an all unseren Schulstandorten über 650 Mädchen erreichen. Unsere Sozialarbeiterinnen sind überzeugt, dass durch diese Kontakte Schlimmeres verhindert werden konnte.