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23.03.2012

2012 - 1. Eintrag: Eine Schildkröte namens Tony

Eine Schildkröte namens Tony

Hadijja ist 9 Jahre alt und lebt seit mittlerweile 3 Jahren im Internat der St. Mary’s School in Zigoti. Sie ist ein sehr aufgewecktes Mädchen, das manchmal ein wenig unter ihrer bescheidenen Körpergröße zu leiden scheint. Dass gerade sie für die Hauptrolle im Theaterstück „Tony, the turtle“ ausgewählt wurde, spricht sicherlich für das gute Gespür der beiden Regisseurinnen Eva und Rosanna, ihres Zeichens Volunteer für KINDERN EINE CHANCE in Zigoti.

Als Hadijja letzten Samstag ihren ersten großen Auftritt hatte, hat sie alle begeistert. Die kleine hat mit lauter Stimme sehr überzeugend die Strapazen der langsamen Schildkröte Tony dargestellt, die unbedingt zur Hochzeit des Löwenkönigs gehen will und auch wenn sie alle Tiere auslachen doch überzeugt ist „ I will make my way, step by step“. Und als sie schließlich das Schloss erreicht auch tatsächlich eine Hochzeit besuchen kann, [TonytheTurtle2_350] allerdings die der Tochter des Königs, da die Reise mehrere Jahre gedauert hat. Die Moral von der Geschichte ist aber allen Kindern klar: wenn man etwas erreichen will, muss man nur daran festhalten und dann schafft man es auch auch...step by step!

Die Theaterpremiere ist nur eines von wirklich zahlreichen Highlights, die wir während unseres erst 14-tägigen Aufenthaltes erfahren durften. Es ist unbeschreiblich, wie toll sich die Kinder entwickeln, welch guten Job die Mitarbeiter machen und wie sich die Ehrenamtlichen aus Österreich konstruktiv in die Arbeit einbringen.  Da fiel es uns leicht, in der ersten Woche durch die sämtlichen Schulen der Organisation zu touren und eine Bestandsaufnahme zu machen.



[paulinejoviacbschule_350] Christoph Bettermann Schule für Kinder mit speziellen Bedürfnissen
Als wir im März 2012 die Christoph Bettermann Schule eröffneten, haben wir daran geglaubt, dass durch diese Schule Kinder mit speziellen Bedürfnissen eine besondere Chance bekommen können und wir einen Teil beitragen dürfen, ihr Leben zu verbessern. Was wir jetzt erleben, übertrifft unsere Erwartungen. Die sechs Mädchen und sieben Buben sitzen in zwei Klassenräumen und schreiben Exams. Weil sie das unbedingt wollen. Denn schließlich besuchen sie ja eine Schule, und da muss man auch beweisen dürfen, dass man was gelernt hat. Direktorin Pauline zeigt Jovia Zeichnungen verschiedener Gegenstände und das Mädchen benennt die Dinge auf Englisch, „cup, girl, ball“. Bravo, dieser Test ist perfekt bestanden. Als Pauline lauter rote Hakerl neben die Gegenstände macht, strahlt Jovia über das ganze Gesicht. Sie ist halb-seitig gelähmt, HIV positiv und Epileptikerin und kommt aus ärmlichen Verhältnissen. Dass sie so eine Lebensfreude hat und aufgeblüht ist ist wirklich unbeschreiblich!

[SchulkinderBongole_350] A Chance For Children Bongole Primary School
Unsere erste eigene Schule wurde vor bald 3 Jahren in der ländlichen Gegend von Bongole gegründet. Unter schwierigen Bedingungen hat die Direktorin mit ihrem Lehrerteam eine Schule aufgebaut, die zu einem Vorzeigeprojekt im ganzen District wurde. Die Klassenräume brauchen den Vergleich mit österreichischen Schulen nicht zu scheuen, überall hängen Zeichnungen, Charts und Multiplikationstabellen. Die Kinder sprechen und verstehen Englisch. Das Schulgelände ist dank unserer ehrenamtlichen Mitarbeiter aus Österreich Sabine und Christian mit 6 Schaukeln, Fußballtoren, Volleyballfeld und Netballkörben ausgestattet. Direktorin Ruth erzählt uns, dass seit die Spielgeräte da sind, der Großteil der Kinder schon um 7.00 Uhr oder halb acht kommt, damit sie noch genug Gelegenheit zum Spielen haben. Für Uganda ist was wirklich beachtlich, denn in staatlichen Schulen trifft man zu Unterrichtsbeginn um 8.00 Uhr vielleicht die Hälfte der Schüler (und Lehrer!) an.  Als wir dann bei unserem Besuch die Briefe der Paten aus Österreich ausgeteilt haben, war die Freude der Kinder riesengroß! Danke an alle, die geschrieben haben.

Jause für alle und Treffen mit dem District
Weil wir in den letzten Jahren gesehen haben, dass es nicht möglich (und auch nicht sinnvoll) ist, nur eigene neue Schulen aufzubauen, haben wir angefangen bestehende Schulen zu unterstützen, sei es mit Wassertanks, Schulmöbeln oder Lehrbüchern. Seit zwei Jahren betreibt die Organisation auch noch ein Jausenprogramm für staatliche Schulen der Region. Unsere freiwillige Mitarbeiterin aus Österreich Rosanna ist in den letzten Wochen gemeinsam mit Obmann Cesar durchs Land getourt und hat die 7 unterstützten Schulen mehrfach besucht. Für Rosanna war das anfangs eine ganz schöne Umstellung, denn es ist nicht ungewöhnlich, wenn nur drei von sieben Lehrern anwesend sind, die Kinder statt in der Klasse zu lernen rund ums Schulgelände Feuerholz sammeln müssen, damit die Köchin die Jause zubereiten kann oder dass der Direktor einer Schule überhaupt nur einen Tag im Monat in die Schule kommt, nämlich dann, wenn vom Staat das Gehalt ausbezahlt wird. Genau gegen solche (und noch viele andre) Missstände kämpfen wir an. Schulen, die ins Porridge Programm aufgenommen werden, erhalten von „Kindern eine Chance“ Maismehl, aus dem für die Kinder die Jause zubereitet wird. Viele Kinder bekommen zuhause nur einmal täglich etwas zu essen und dass der Lernerfolg mit leerem Magen ausbleibt, ist nicht verwunderlich. Im Gegenzug zum Mais bieten die Schulen Einblick in die Buchhaltung, in die Lehrervorbereitungen, und in die Anwesenheitslisten der Kinder und Lehrer.

Regelmäßig kontrolliert unser ugandischer Obmann Ceasar Lukango diese Schulen und was er mit Rosanna da oft erlebt, wird sie in den kommenden Wochen auch einmal für die Website aufschreiben. Das Positive ist, dass sich die Mühe wirklich lohnt und es sich auszahlt streng zu sein und Fehler aufzuzeigen. Eine Schule, die vorübergehend vom Porridge Programm suspendiert wurde, hat sich mittlerweile so angestrengt und verbessert, dass wieder wöchentlich Maismehl geliefert wird. Auch erhält die Landesschulrätin regelmäßig unsere Berichte und nimmt unsere Anregungen zur Verbesserung gerne an. Schließlich können ihre drei Schulinspektoren die über 150 staatlichen Schulen im Distrikt nicht regelmäßig besuchen, vor allem, weil es überhaupt nur zwei Dienstmotorräder gibt...

Mehr Positives und Seltsames demnächst wieder aus Uganda.
Beste Grüße,
Stefan Pleger und Gabi Ziller, 31. Juli 2012