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23.03.2009

2009 - Woche 6-7: 1. bis 13.September

Wenn einem ein Licht aufgeht …

In den vergangenen Tagen war Licht ein ständiger Begleiter, wenn auch in unterschiedlicher Form. Zigoti liegt an einer der wichtigsten Ost-West Verkehrsverbindungen Ugandas und entlang der Hauptstraße gibt es auch Elektrizität. Nicht jeder Haushalt kann sich den Strom leisten aber zumindest die kleinen Geschäfte und auch die Schule sind an’s Stromnetz angebunden. Zwar fällt der Strom immer wieder aus, aber grundsätzlich wäre er da. Wenn man die Hauptstraße nur wenige Meter verlässt ist es mit der Elektrizität auch schon wieder vorbei. Es ist einfach zu teuer, die Kabel von der Hauptleitung abzweigen zu lassen. Solarenergie scheint die ideale Alternative zu sein, doch hierfür fehlt meist das Geld und vor allem auch das Know-How. Stefan hat aus diesem Grund einen Workshop für die älteren Burschen gegeben, um ihnen die Komponenten einer kleinen Solaranlage zu erklären und gemeinsam mit den Burschen eine Anlage zu installieren. Das Interesse der Burschen war sehr groß. Die kleine Anlage reicht aus, um bei gutem Sonnenschein, abends zwei 8 Watt Lampen für 4 Stunden zu betreiben. Aufgebaut wurde sie im Buben Schlafsaal, wo es bis dato noch keinen Strom und somit kein Licht gegeben hat.

Licht ist Leben

In Zigoti ist es abends um 19:30 stockdunkel, zu früh, um bereits schlafen zu gehen. Petroleum Lampen dienen dann als Lichtquellen. Die kleinen Lichtkegel versorgen die Familien beim Essen, Matten flechten oder Hausaufgaben machen. Sicher alles andere als ideal. Wir haben in Kampala kleine Solarlaternen entdeckt, die ausreichen, um eine kleine Hütte gut zu beleuchten. Einige dieser Lampen haben wir und werden wir noch an Patenkinder ausgeben, die bei Caretakern leben. Die Verteilung muss aber gut geplant sein, da man den oft alten Erziehungsberechtigten sehr genau erklären muss, wie die Laternen zu laden bzw. aufzubewahren sind. Marias Großmutter war die erste, die so eine Lampe bekommen hat und der Freudentanz der alten Dame war so berührend, dass mir jetzt, beim Gedanken daran, immer noch die Freudentränen in die Augen steigen. Wie wertvoll eine verlässliche Lichtquelle hier ist, können wir uns daheim gar nicht vorstellen. Neben den hier gekauften Solarlaternen haben wir auch bereits einige mitgebrachte (von einem Paten gespendete) Solarlampen von Ikea verteilt. Die kleinen, bei uns als Schreibtischlampen verwendeten, Lichtquellen haben auch schon zu teilweise witzigen Freudenausbrüchen geführt. Josephine hat sich bis dato nachts immer so gefürchtet, sie besitzt ja auch keine Taschenlampe, und als sie die Lampe bekam, hat sie gesagt „I will tell my friends, I have a gun now to protect myself“ und hat die Lampe wie ein Kanone genommen und immer ein- und ausgeschaltet. Sarah hat einen fast hysterischen Lachanfall bekommen und wollte sich 10 Minuten gar nicht mehr beruhigen, und die Mama von John und Joseph hat sich gleich ausgerechnet wie viel Geld sie nun sparen kann, das sie für Petroleum jeden Tag ausgeben musste. Licht ist Leben und verbessert die Lebensqualität ungemein.

Neben den Lichtquellen zählen auch Matratzen und Betten zu wesentlichen Dingen, die ein einfaches Leben viel bequemer machen. Sifa, Sarah, Dani und Peter schlafen zu viert in einem 3x3 Meter großen Raum, in dem sich auch eine Feuerstelle befindet und sich das gesamte Leben der Familie abspielt. Wir konnten den vieren nun ein Stockbett kaufen. Stellt euch die 4 glücklichsten Kindergesichter vor, die es geben kann: das waren Sifa, Sarah, Dani und Peter als sie sich auf ihr neues Bette gelegt haben!

 

Space for improvement (Platz für Verbesserung)

Neben den vielen, im wahrsten Sinne des Wortes, erhellenden Momenten ist uns aber auch im Bildungsbereich ein Licht aufgegangen. Wie bereits zu Jahresbeginn wurden auch jetzt wieder Lehrerinterviews durchgeführt. Direktor Cesar bemüht sich sehr, das Niveau unserer Schule zu heben, aber die Erkenntnis ist und bleibt „There is still space for improvement“. In der letzten Ferienwoche wurden nun alle derzeit angestellten, aber auch neue, Lehrer eingeladen, sich einer Kommission zu einem Interview zu stellen. Die Kommission bestand aus einer ehemaligen Mitarbeiterin von SOS Kinderdorf, einem Schulinspektor, einem Lehrer des Teachers’ College und einem weitere Lehrer aus Kampala. Cesar Lukango und Stefan saßen auch dabei und stellten den Bewerbern ebenfalls Fragen. Liebe Leser, ihr könnt euch nicht vorstellen, wer sich da aller als Lehrer beworben hat! Eine Secondary School Lehrerin für Geschichte und Englisch hat die Einwohnerzahl Ugandas auf 7.000 (!) geschätzt und den zweiten Weltkrieg von 1923 bis 1927 angesiedelt. Ein Mathematiklehrer war nicht in der Lage das Volumen eines einfachen Raumes zu berechnen. Der Bewerber für BWL konnte die Jahreszinsen eines Kredites nicht eruieren. Einer wollte sich mit gefälschten Unterlagen vorstellen und so gut wie niemand war im kleinen 1x1 wirklich sattelfest. Erschütternd! Gott sei Dank gab es ein paar Lichtblicke. Vier der bisherigen Lehrer an der St. Mary’s School haben sich recht gut gemacht, vor allem sind sie motiviert und sehr bemüht. Helen wird nun eine berufsbegleitende Fortbildung starten. Sehr gefreut haben wir uns über Geraldine, die älteste im Lehrkörper, die auf allen Ebenen gut abgeschnitten hat. Auch zwei neue Lichtblicke gibt es. Agnes, eine Absolventin der St. Mary’s School, ist aus Kampala heimgekehrt und wird ab sofort die Baby- und Top Class unterrichten. Gerade die kleinsten Kinder brauchen eine gut ausgebildete, motivierte und engagierte Lehrerin und wir hoffen, dass Agens der Schule langfristig erhalten bleibt. In der Senior School waren die naturwissenschaftlichen Fächer bis jetzt eines der Hauptprobleme. Abgesehen davon, dass es kein Labor gibt, gab es einfach keinen Lehrer, der wirklich verstand, was er unterrichtete. Das sollte sich nun mit Christine ändern, einer jungen Uniabsolventin, die Chemie und Physik unterrichten wird.

"Mpola ampola" hört man hier so oft. "Schritt für Schritt"  und genau so ist es auch. Schritt für Schritt werden wir die Qualität des Unterrichts verbessern und wenn unsere jetzigen Primary 1 Schüler und Schülerinnen ihren Senior Abschluss machen,  können wir ihre Namen vielleicht in der Zeitung lesen, weil sie zu den besten landesweit gehören.

Das wäre mehr als bloß ein Lichtblick!