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23.03.2010

2010 - Woche 2: Ferienlager

Unser Ferienlager

[Ausflug_nach_Ttanda] Da stehen sie nun voll Erwartung, die eine oder andere noch etwas schüchtern, aber alle wollen mit nach Zigoti. Es ist nun bereits das zweite mal, dass wir für einen Teil der Kinder die wir in Madudu betreuen ein Ferienlager organisieren.

Eigentlich sollten es 16 Kinder sein, dann stockten wir auf 19 auf. Und jetzt ist da der 12 jährige Abbery, der das letzte mal schon mit war. Gemeinsam mit Isiah, seinem kleinen Bruder will er unbedingt mit. Isiah ist leicht behindert, strahlt über das ganze Gesicht und wir wissen wie gut es ihm täte mal aus seinem sonst so tristen Umfeld raus zu kommen. Die Mutter ist krank, trinkt, und die beiden Brüder werden in der Verwandtschaft herumgeschubst.

Wir wollen unser Team in Zigoti aber nicht überstrapazieren. Immerhin werden sie die Hauptarbeit mit den Kindern haben. Schlussendlich bringen wir es speziell wegen Isiah doch nicht übers Herz die beiden heim zu schicken, also machen wir uns mit 21 Kindern auf die Fahrt nach Zigoti. Mit da bei ist auch Claudia. Claudia ist 12. Ihr linkes Bein ist gelähmt. Seit ihre Mutter verstorben ist und ihr trinkender Vater sie verstoßen hat, sorgt sie für sich und ihre drei kleinen Geschwister. Wenn das bisschen Gemüse reif ist, das Claudia rund um die Lehmhütte anbaut, kommt ihr Vater und holt die Hälfte davon. Er sagt dass ist sein Recht. Seit einem Jahr zahlen wir für den vierköpfigen Kinderhaushalt die Schulgebühren. Vor allem bei Claudia und ihren Geschwistern hoffen wir, dass sie sich in Zigoti wohl fühlen. Denn ab dem kommenden Schuljahr, das im Feber beginnt, sollen Claudia und ihre Geschwister dauerhaft nach Zigoti ins Internat kommen. Dort werden wir nicht nur für die Schulgebühren, sondern auch für Essen, Kleidung und alles andere aufkommen. Damit die Kinder endlich Kind sein dürfen.

[gruppenbild] Schon die zweistündige Fahrt ist ein Erlebnis. Für viele ist es das erste Mal, dass sie in einem Auto sitzen. Die meisten haben noch nie eine Asphaltstraße gesehen, und die zweigeschossigen Häuser der Bezirkshauptstadt Mityanas, sind enorm faszinierend. In Mityana machen wir Zwischenstopp, essen Bananen und besichtigen die Kathedrale. Hier entsteht auch das erste Gruppenbild. Die Kinder haben sich für die Fahrt herausgeputzt. Auch wenn es oft an Schuhen fehlt, so tragen alle ihre besten Kleider. Die Aufregung ist enorm, es wird Zeit, dass wir Zigoti erreichen.

Schon die ersten Minuten in Zigoti zeigen, dass sich die Kinder wohl fühlen werden. Direktor Cesar hat ein Lied vorbereitet, in dem alle Namen der Kinder aus Madudu vorkommen. Bei unseren zusätzlichen Gästen wird improvisiert. [frjoseph] Father Joseph, der uns für einen Tag begleitet, hält eine rührende Ansprache, die eines der Kinder in Luganda übersetzt. Er bedankt sich bei unseren Kindern in Zigoti für die Gastfreundschaft. Er weist sie auch darauf hin, dass sie sich bewusst sein müssen, wie gut es ihnen hier im Projekt geht, und dass es viele Kinder in Madudu gibt, denen es lange nicht so gut geht. Er spricht auch von den Kindern in Tirol, die er bei seinem Besuch im Sommer in Tirol kennen gelernt hat, und was sie alles tun, um die Kinder in Uganda zu unterstützen.

Am ersten Nachmittag wird das Schulgelände erkundet, die Betten bezogen (bereitwillig teilen einige Kinder aus Zigoti ihre Betten mit den neuen Freunden aus Madudu) und das erste Fußballmatch wird ausgetragen.

Die Woche war wunderbar und es fällt schwer, die Emotionen, die wir und die Kinder durchlebten, zu beschreiben. Die Kinder aus Madudu wurden zuerst einmal alle eingekleidet, alle haben Sandalen, eine warme Jacke und eine Hose oder ein Kleid bekommen. Die Krankenschwester hat die Kinder untersucht. Sie wurden entwurmt und manchen wurden Sandflöhe aus den Füßen herausgeschnitten (was mit unglaublicher Tapferkeit ertragen wurde). [eiscreme] Es gab Eiscreme für alle – eine Besonderheit auch für die Zigoti Kinder. Bereits am zweiten Tag sind Freundschaften entstanden und die Kinder waren eine große einheitliche Gruppe. Beim Spielefest, in dem die Teams „Krokodile“, „Löwen“, „Tiger“ und „Hähne“ im Sackhüpfen und anderen Bewerben gegeneinander antraten, gab es fairer Weise 4 Sieger. Die ganze Woche über gab es keine Streitereien, keinen Neid. Gemeinsam mit den kleinen Kindern aus Zigoti sind wir am Mittwoch ins 8 km entfernte Ttanda gefahren, um uns eine rituelle Stätte anzuschauen. Claudia ist einen sehr weiten und steilen Weg ohne Probleme mitgegangen und hat jedes Angebot, sie zu tragen, vehement abgelehnt. Wir waren schlichtweg sprachlos mit welchem Stolz und Ehrgeiz das junge Mädchen ihre Behinderung vergessen lässt. Als sie dann abends auch noch das Seilhüpfen erfolgreich ausprobierte, blieben unsere Augen endgültig nicht mehr trocken (Bild ganz unten). Die stark schielende Beatrice, die vierjährige Schwester von Claudia, ist sowieso vom ersten Moment an der Liebling aller geworden. Vor allem Matronin Betty hat das Mädchen ins Herz geschlossen. Das erste Mal in ihrem Leben hat Bitu, wie sie liebevoll in Zigoti genannt wird, nun eine „Mutter“. Der kleine Isiah blühte auf, dass es einfach nur eine Freude war. Alle Kinder haben ihn ins Herz geschlossen. Und als dann am Freitag klar war, dass Isiah in Zigoti bleiben kann und hier in der Nähe eine Schule besuchen kann, die sich speziell um Kinder mit Seh- und Hörschäden kümmert, war das Glück wirklich perfekt.

[Lake_Wamala] Am Samstag ging es dann für die Kinder heim nach Madudu. Auf dem Weg dorthin legten wir aber noch einen Stop am Lake Wamala, einem großen See bei Mityana, ein. Eine Bootsfahrt stand am Programm. Alle Kinder waren zum ersten Mal an einem See und fuhren auch zum ersten Mal in einem Boot. Es war so aufregend und ein Erlebnis das die Kinder und wir noch lange in Erinnerung behalten werden.
Eines ist ganz klar: auch in den nächsten Ferien wird es wieder ein Ferienlager geben!

 

Was war sonst noch los

[Geschenken] Neben den oben beschriebenen Aktionen haben wir bereits neue Patenkinder besucht, die wir in den kommenden Wochen ihren Paten per E-Mail vorstellen werden. Wir haben unseren Baumeister nach Butimba geschickt, wo nun die Schule entstehen wird. Mit unseren Senior Schülern gab es ein intensives Gespräch bezüglich ihrer Mitarbeit auf der Farm und ihren Berufsvorstellungen und -wünschen. Nächste Woche werden wir eine berufsbildende Schule besuchen, um die Ideen der Kinder bezüglich Berufsweg ein wenig anzuregen. Derzeit wollen fast alle noch Arzt werden, egal ob sie gute oder schlechte Schüler sind. In diesem Meeting haben wir auch unseren aktivsten Schüler, den 17 jährigen Herbibu, für seinen Einsatz ausgezeichnet. Er ist wirklich jeden Tag in den Ferien auf der Farm, hilft David beim Ausmisten, bringt Futter für die Tiere, gräbt die Felder um. Zur Belohnung hat er eine eigene Matratze mit Decke bekommen sowie eine Solarlaterne, die die Hütte, in der er mit 6 anderen Kindern und seiner Tante lebt, erleuchten wird. Die Freude war riesig und die anderen haben auch gesehen, dass sich Einsatz auszahlt.