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23.03.2010

2010 - Woche 7: Malaria und Hilfe aus Österreich

Unterstützung aus Österreich

Melanie ist da! Sie ist unsere zweite Freiwillige nach Eva Erlach letzten Herbst, die für drei Monate nun in Zigoti mitarbeiten wird. Die junge Gnadenwalderin (Tirol) hat nach dem Studium der Kommunikationswissenschaften erste Berufserfahrung gesammelt. Schnell war aber klar, dass ihr eigentlicher Berufswunsch Kindergärtnerin ist. Bevor im Herbst die Ausbildung beginnt, sammelt Melanie nun erste Erfahrung in der Arbeit mit Kindern hier in Uganda. Sie lebt in der St. Marys Schule, wo sie auch an zwei Tagen der Woche als Stützlehrerin in der Primary 2 bzw. Primary 4 Klasse mitarbeitet. An zwei Vormittagen bekommt sie selber Luganda Unterricht, denn das Beherrschen der lokalen Sprache (zumindest von einigen grundsätzlichen Begriffen und Redewendungen) erleichtert die Arbeit mit den kleinen Kindern natürlich schon.

[MatroninAllen_mit_Joanne_klein] Die Nachmittage verbringt Melanie gemeinsam mit unserer Matronin Allen (im Bild links, zusammen mit Joanne) und den kleineren Internatsschülern mit Spielen und Lernen abwechselnd auf unserer Farm oder in der Schule. Melanie nimmt ihre Aufgabe hier sehr ernst und ist vielseitig aktiv. Sie hat sich sofort auch als Krankenschwester betätigt und ist mittlerweile als rasender Fieberthermometer bekannt. Wie überall gibt es auch bei uns hier einige Kinder, die nicht so gerne in die Schule gehen und dann einfach sagen sie sind krank. Um diese Täuscher aber von den wirklich Kranken zu unterscheiden wird jetzt regelmäßig Fieber gemessen und einen Tag Bettruhe verordnet. Denjenigen, die einfach zu faul zum Lernen sind, kommt man so schnell auf die Schliche. Schließlich ist im Bett liegen nur eine kurze Zeit lustig, wenn man stattdessen mit den Freunden spielen könnte. Bisher wurde das natürlich auch gemacht, aber oft mit weniger Konsequenz, da Allen einfach oft die Zeit fehlte.

Ganz wichtig ist Melanie auch der Kampf gegen die Gleichgültigkeit. In Uganda werden viele Dinge einfach als Gegeben hingenommen und man versucht erst gar nicht, etwas zu ändern, da dies ja dann zusätzliche Arbeit bedeuten könnte. Man muss beharrlich sein und darf nicht davon ausgehen, dass etwas wirklich passiert, nur weil man jemanden um etwas gebeten hat. Die Glühbirne auf der Veranda ist schon seit zwei Wochen ausgebrannt und wurde immer noch nicht ausgetaucht. Klar, wir könnten sie austauschen, aber was passiert, wenn wir nicht hier sind? Also werden wir nicht müde, jeden Tag aufs Neue zu erinnern, dass abends die Lampe Licht spenden sollte... Wir werden sehen, wer von unseren ugandischen Freunden sich als erster aufrafft, die neue Lampe zu besorgen bzw. dann einzudrehen.

Melanie wird uns in den kommenden Wochen auch immer wieder über ihre Arbeit und ihre Erlebnisse in Uganda berichten.

Strafaufgabe als neue Form der Bestrafung

Das wichtigste Anliegen von KINDERN EINE CHANCE ist es, den jungen Leuten hier eine Chance auf eine bessere Zukunft durch Bildung zu geben. Dass es nicht reicht, die Kinder einfach in die Schule zu schicken haben wir schnell gemerkt. Daher investieren wir auch seit geraumer Zeit in die Lehrerfortbildung, in Lehrmaterialien usw. Dennoch sind wir immer wieder mit der Tatsache konfrontiert, dass die Einstellung zum Unterrichten hier oft ganz anders ist, als wir sie kennen. Und da es eine recht starke Fluktuation im Lehrkörper in Zigoti gibt (das hat unterschiedliche Grüne: die einen wollen lieber in Kampala arbeiten, die anderen bekommen einen besseren Job woanders, die dritten bekommen Kinder etc.) lernen wir jedes Schuljahr neue Menschen und auch neue Methoden kennen. Manchmal gute, manchmal weniger gute (sowohl Methoden als auch Lehrer)

Heuer haben wir zwei neue Lehrer, die von der Ausbildung recht gut sind. Aber ihre Form der Bestrafung lässt leider sehr zu wünschen ürbig. Schlimme Kinder gibt es hier wie dort. Bei uns gibt es dann Strafaufgaben o.ä. Hier wird leider immer noch häufig zum Stock gegriffen. Natürlich schreiten wir sofort ein, wenn wir so etwas sehen. Aber wichtig wäre eben, dass die Lehrer auch verstehen, dass dies nicht der richtige Weg ist. Dass es nicht nur auch in Uganda gesetzlich verboten ist, Kinder zu schlagen, sondern dass es einfach grundsätzlich falsch ist. Anfangs haben wir zu hören bekommen: "Wie soll ich die Kinder denn sonst bestrafen?" Eine Strafaufgabe wäre ihnen noch nie in den Sinn gekommen...

Diesen scheinbaren Kampf gegen die Windmühlen haben wir gemeinsam mit Melanie nun wieder aufgenommen. Direktor Cesar in der St. Marys Schule unterstützt uns auch kräftig, in dem er regelmäßig mit seinen Lehrern redet und ihnen vor allem andere Methoden der Strafe vorschlägt. Wir hoffen sehr, dass diese Gespräche fruchten und wir auch in diesem Bereich etwas Grundlegendes ändern können.
 

Vor Malaria ist niemand gefeit

[hospital] Eigentlich ist jetzt keine Malariazeit, denn die letzte Regenphase ist schon einige Wochen her. Jetzt regnet es zwar wieder ab und zu, aber noch haben die Malariamücken nicht wieder genistet. Das heißt aber nicht, dass es keine Malaria gibt. Und das hat leider auch Stefan spüren müssen. Anfangs hat er über Kopfweh und einem Druck auf den Augen geklagt. Wir dachten, er hat einen Sonnenstich. Das Fieber war zwei Tage lang konstant bei 38 Grad abends und leicht erhöhter Temperatur morgens. In der dritten Nacht kam dann ein unglaublicher Schüttelfrost dazu und so sind wir dann doch in die Krankenstation nach Zigoti gefahren. Dort wurde ein Malariatest gemacht, der positiv ausfiel, und Stefan wurde sofort ins Krankenbett gesteckt und hat eine Infusion bekommen. Gute 24 Stunden später durfte er das Krankenhaus verlassen und nach weiteren zwei Tagen war er wieder auf den Beinen. Wir haben unglaubliches Glück, dass wir hier in Zigoti nun eine private Krankenstation haben, wo 7 Tage in der Woche ein Arzt vor Ort ist. Bis vor einem halben Jahr kam alle 14 Tage ein Arzt am Donnerstag Nachmittag, der dann alle Kranken versorgt hat. Wir haben dieses Glück aber auch nur, weil wir Geld haben. Wir und „unsere“ Kinder können es sich leisten, zu diesem Arzt zu gehen, wenn es sein muss auch eine Nacht oder zwei in dieser Krankenstation zu verbringen, mit einer Infusion behandelt zu werden. Der Großteil der Bevölkerung hat dieses Glück nicht. Die meisten müssen nach Mityana fahren, um dort im öffentlichen Krankenhaus zu hoffen, dass Malariamedikamente da sind. Und dann müssen sie sich in ein schmutziges Bett legen, das sie vielleicht sogar mit einem zweiten, fremden Kranken teilen müssen. Und dabei haben sogar diese Menschen noch Glück. Im November gab es eine große Malaria-Epedemie in Uganda. Private Krankenhäuser wie in Zigoti hatten genug Medizin, aber die staatlich organisierten lokalen Krankenstationen beispielsweise in Madudu oder Butimba hatten keine Medizin mehr. Und so starben über 30 Kinder in Butimba an Malaria.
 

Schlecht genug für die Matura

[Senior_5_Schler] 8 Schülerinnen und Schüler haben nun eine höhere Ausbildung begonnen. Einer wird Maurer, eine Schneiderin, eine besucht eine landwirtschaftliche Schule auf den Sese Inseln. 5 besuchen die Senior 5 in Kakindu. Eigentlich darf ja nur der/die beste unserer Patenkinder im Senior 4 Exam in die Senior 5 gehen. Wir hatten aber nun die paradoxe Situation, dass unsere geförderten Jugendlichen so schlecht waren, dass sie in den von ihnen bevorzugten Kursen (zB Druckerin, Projektmanagement, Kindergärtnerin) nicht aufgenommen wurden. In Uganda muss man für viele Berufsausbildungen einen gewissen Notendurchschnitt erreichen. Für die Matura (Abschluss Senior 6) braucht man dagegen nur die Hälfte der Fächer im Senior 4 Exam positiv abzuschließen. So konnten wir die Jugendlichen nur vor die Wahl stellen: berufbildende Schule (für die Mädchen blieb da Frisörin, Schneiderin, Köchin und für die Buben Maurer oder Tischler) oder Senior 5 und 6 besuchen (quasi Matura) und dann aber keine gezielte Berufsausbildung zu haben. Erwartungsgemäß wollen alle die Matura. Ehrlich gesagt sind wir nicht glücklich darüber, denn auch in Uganda gibt es bereits genug arbeitslose Akademiker, aber andererseits sind die Jugendlichen alt genug, um Entscheidungen zu treffen. Und wer weiß, vielleicht verbessern sich ihre Lernerfolge ja dramatisch und sie schließen die S6 gut ab. Und darauf kann man dann aufbauen...