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23.03.2012

2012 - 2. Eintrag: Aufenthalt Juli – September 2012

2. Eintrag: Aufenthalt Juli – September 2012, Gabi und Stefan

Der August war trotz Schulferien ein sehr bewegter Monat und wenn wir nachdenken, was alles los war, sind wir eigentlich erstaunt, was in nur vier Wochen so passiert ist. Die erste Ferienwoche war auch eine Urlaubswoche für alle lokalen Mitarbeiter und es war ein recht komisches Gefühl, „allein“ zu sein. Natürlich waren wir nicht allein, immerhin waren ja neben uns auch noch vier Freiwillige aus Österreich in Zigoti und ein paar Jugendliche hatten Feriendienst, schließlich muss die Arbeit auf der Farm ja jeden Tag gemacht werden. Im Büro machte Cindy Journaldienst, ihren letzten, bevor sie dann Mitte August mit dem Studium begonnen hat.

Die Uni ruft, der Arbeitsmarkt spricht dagegen
Cindy ist eine jener unterstützten Jugendlichen, die sich nach dem Schulabschluss entschlossen haben, eineinhalb Jahre für ein Taschengeld für die Organisation zu arbeiten, so praktische Erfahrung zu sammeln und nun eine Ausbildung finanziert zu bekommen. [Cindy_links_mit-Ceasar-350] Wie sehr viele junge Menschen will auch Cindy studieren, denn aufgrund der relativ hohen Kosten, ist es nicht vielen möglich, an die Uni zu gehen und wenn man dann dort ist hofft man natürlich, dass nach dem Abschluss die Arbeitgeber Schlange stehen.. Aber wie wir jetzt miterleben konnten, ist das Studium in Uganda sicherlich nur in Ausnahmefällen die beste Entscheidung für eine gute Ausbildung. Denn obwohl sich jeder Anfänger sich für etwa fünf Fächer anmelden muss, an denen er/sie interessiert ist, heißt das noch lange nicht, dass man auch eines davon studieren darf. Für uns scheinbar willkürlich wird von der Uni entschieden, welchen Kurs man zugeteilt bekommt. Cindy wollte Journalismus studieren oder Marketing, hat dann Informatik, das nicht auf ihrer 5er Wunschliste stand, zugeteilt bekommen und studiert nun an einer anderen, privaten Uni, Betriebswirtschaft. Das sie dort noch einen Platz bekommen hat, war allerdings eher ein Glücksfall. Gloria, eine andere junge Erwachsene, hat aufgrund ihres hervorragenden Schulabschlusses ein Stipendium vom Staat bekommen, aber nicht für das von ihr präferierte Lehramtstudium sondern für einen Tourismuslehrgang. Wie es zu dieser Entscheidung kam, wird man wohl nie erfahren. Dennoch wünschen wir den beiden Mädels, die gern lernen und wissbegierig sind, alles Gute und freuen uns, wenn sie nach der Ausbildung für die Organisation tätig werden.

[Uebergabe-der-Certificates-350] Grundsätzlich waren und sind wir aber nach wie vor überzeugt, dass eine akademische Laufbahn nur für die wenigsten die ideale Basis für das spätere Berufsleben bildet und daher wollen wir den von uns unterstützten Jugendlichen eine praktische Berufsausbildung ermöglichen. Wer dann später einmal studieren will, kann das ja immer noch tun. Aber in einem Land, in dem 80% der Bevölkerung von der Landwirtschaft leben und es in den Dörfern und Kleinstädten kaum größere Betriebe als Arbeitgeber gibt, führt ein Studium nur zur Landflucht nach Kampala und einer erhöhten Arbeitslosigkeit dort. Gute Tischler, Maurer oder Schneiderinnen werden hingegen immer gefragt sein. Engagierte Lehrer müssen nicht von der Uni kommen sondern können eines der zahlreichen Teachers’ Colleges besuchen, ähnlich unseren Pädagogischen Akademien. Eine gute Sekretärin, die das Zehn-Finger-System beherrscht und sich am Computer auskennt, wird in den kleineren Städten bzw größeren Dörfern der Umgebung problemlos eine Arbeit finden und Krankenschwestern werden in diesem Land leider zur Genüge gebraucht.
Damit die Jugendlichen aber schon während der Schulzeit herausfinden, wo ihre Talente liegen, haben wir mittlerweile die eigene „A Chance For Children Vocational Secondary School Bongole“ gegründet, wo neben den akademischen Fäschern auch Tischlerei, Schneiderei, Stricken und ab diesem Term auch „Hairdressing“ auf dem Lehrplan stehen. Und in unsereren Werkstätten in Zigoti werden nicht nur Waren für die Schulen hergestellt (zB Schulmöbel, Uniformen, Pullover) sondern regelmäßig auch die Jugendlichen der Zigoti Secondary School unterrichtet.

Hämmern, Nähen, Stricken, Schreiben: Ferienworkshops in Zigoti

[Schneiderinnen-bei-Praes_350] Bereits seit zwei Jahren organisieren wir zweimal jährlich Workshops für die Jugendlichen. Diesmal kamen 37 Kinder und junge Erwachsene aus Zigoti, Bongole und Madudu nach Zigoti, um an den Workshops teilzunehmen. Und wie immer waren die Ergebnisse nach 9 Arbeitstagen erstaunlich. Die Jugendlichen in der Gruppe um Tischlermeister Alex hat jeweils einen Tisch und einen Stuhl angefertigt, hat gelernt, sowohl mit der Hand als auch mit Maschinen zu werken und hat in einem kleinen Modellbaukurs mit Thomas und Sebastian ein Modell des Workshopgebäudes erstellt.

In der Strickerei hat Edith mit 9 Mädchen Pullover in verschiedenen Mustern und Schals an der Maschine gestrickt, ihnen aber ebenso gezeigt, wie man mit der Hand häkelt und kleine Tischdecken macht. Unter der Leitung von Maria - die auch mit ihrer Frauengruppe viele der in Österreich verkauften Handarbeiten herstelltt – und unserer Schneiderinnen Sharifah und Mercy haben 8 Mädels wirklich Tolles produziert: 6 verschiedene Arten von Taschen in unterschiedlichen Formen und Größen, Bucheinbände, Haarbänder und sogar einen Ball für die Kinder in der Christoph Bettermann Schule. [Tischlerworkshop_350] Bei der Präsentation aller Werke am letzten Freitag kamen die Anwesenden gar nicht mehr aus dem Staunen heraus, weil die Vorstellung der Schneiderinnen scheinbar gar nicht enden wollte. Einige der Produkte wurden anschließend sofort von Mitarbeiterinnen und Lehrerinnen gekauft, der Rest kommt natürlich mit nach Österreich und kann bei einem unserer Bazare erworben werden.

Neben den handwerklichen Workshops gab es abermals einen Computer- bzw Zeitungsworkshop. Unsere Sekretärin Justine führte die jungen Burschen und Mädels zuerst in die Geheimnisse des Computers ein und anschließend leitete die österreichische Journalistin Melanie Hutter einen Zeitungsworkshop.
[Nachwuchsjournalisten_350] Mittlerweile ist somit die dritte „A Chance For Children“ Zeitung erschienen und wurde wirklich sofort nach dem Austeilen von allen wissbegierig verschlungen. (Der eigens für die Nachwuchs-Reporter veranstaltete Sportnachmittag letzten Sonntag füllte die gesamte Sportseite aus. Schließlich kommt es aber auch nicht alle Tage vor, dass drei „Muzungus“ – Stefan, Thomas, Sebastian – und der Chairman himself – Ceasar – gegen die Schüler Fußball spielen. Das Match Mitarbeiter gegen Schüler endete 1:1).

Abschließend bekamen noch alle Workshop-Teilnehmer eine Urkunde überreicht (von der Computer Klasse designt). Das Schönste für uns war, neben den tollen Produkten, dass sich die Jugendlichen aus den drei Orten so gut verstanden haben und neue Freundschaften entstanden sind. Ceasar hat eigens ein neues Lied komponiert, das alle gemeinsam vor der Heimreise gesungen haben. Allen war klar: Fortsetzung folgt!

Für die Jüngeren, vorrangig Schüler der Primary 4 und 5, aus Zigoti, Bongole, Madudu und Nateete gab es diesmal erstmals ein Ferienlager in Nateete, darüber schreibt Anna Bichler in ihrem Bericht, die gemeinsam mit Thomas, Lisa und Rosanna eine Woche lang das Programm gestaltete. Und Lisa berichtet, wie es ihr bei den Besuchen der Kinder aus der Christoph Bettermann Schule daheim ergangen ist.

[Sebastian-beim-Modellbau-350] Abschließend wollen wir noch einen jungen Mann kurz vorstellen, der ab sofort ein Jahr lang seinen Zivildienst bei uns in Uganda leistet: Sebastian Peneder, 19 Jahre alt, aus Andorf in Oberösterreich „traut“ sich als erster eine unserer zwei Auslandssozialdienst-Stellen anzutreten. Er wird sich vorrangig um den Ausbau des Porrdige Programms, die Verbesserung der Administration, den Aufbau einer kleinen (Fahrrad)Mechaniker Werkstätte sowie das Akrobatiktraining unserer Kinder kümmern. Wir freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit mit ihm und hoffen, dass sich bald noch mehr junge Männer finden, die ihren Auslandsdienst bei uns leisten wollen.

Beste Grüße aus Zigoti,
Gabi Ziller und Stefan Pleger