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05.03.2015

2015 - Bericht von Julia Distelberger

2015 - Bericht von Julia Distelberger

In Zigoti von Anfang August bis Ende November 2014

Es heißt so schön, die Seele reist langsamer. Meine hat sich für ihre Reise quer durch Afrika nach Hause bis jetzt Zeit gelassen, habe ich den Eindruck. Da ich das Gefühl habe jetzt wieder vollständig angekommen zu sein, ist glaube ich ein guter Zeitpunkt um ein bisschen zu erzählen.

Drei Monate ist es jetzt her, dass ich aus Uganda zurück nach Österreich gekommen bin, und es kommt mir schon wieder vor als wäre es eine halbe Ewigkeit her.
Ich erinnere mich trotzdem noch gut an meine erste Woche in Zigoti. Die Fülle an Eindrücken hat bei mir eine Mischung aus Euphorie und Begeisterung, aber auch Angst vor all dem Neuen und Unbekannten ausgelöst, die aber schon nach wenigen Tagen verflogen ist.

Ein komisches Gefühl war zum Beispiel, überall aufzufallen und angesprochen zu werden und so viel Aufmerksamkeit zu erregen. Die Offenheit und Neugier mit der mir die Ugander teilweise begegneten, waren völlig ungewohnt für mich. Mit der Zeit habe ich es dann sehr genossen durch den Ort zu spazieren, das bunte Treiben und das vielfältige Leben das sich in Uganda auf der Straße abspielt zu beobachten und hier und da ein paar Worte zu wechseln.

Das Einkaufen gehen war immer ein kleines Abenteuer. Hier in Österreich ist man daran gewöhnt, dass alles immer und überall verfügbar ist, was man gerade zum Leben braucht, oder besser glaubt, zum Leben zu brauchen. Ganz anders ist es in einem kleinen Dorf in Uganda. Dort ist es jeden Tag wieder spannend herauszufinden, was heute wo verfügbar ist um dann den Speiseplan auf das aktuelle Angebot abzustimmen. Trotzdem hatte ich nie das Gefühl, dass mir etwas Wesentliches abgeht. Insgesamt habe ich gelernt, viel mehr das zu schätzen was ich habe. Man kann beispielsweise auch gut mit zwei Paar Schuhen und einem Koffer voll Gewand leben.

Was ich sonst noch gelernt habe, ist dass Heuschrecken mit Zwiebel in Öl gebraten durchaus gut schmecken. Die haben was von Shrimps. Und Ameisen gehören zwar nicht gerade zu meinen neuen Lieblingsspeisen, man kann sie aber wenn man sich erst einmal dazu überwunden hat sie sich in den Mund zu stecken durchaus essen. Sie hören sofort brav auf zu krabbeln und flattern und beißen auch nicht, wie ich anfangs befürchtet hatte.

Zum Thema Essen bleibt noch zu sagen, dass eine ziemliche Kunstfertigkeit dazu gehört, ästhetisch mit den Fingern zu essen, ohne dass einem die ganze Sauce über den gesamten Unterarm hinunterläuft. Die Ugander, die das schaffen, haben meine vollste Bewunderung.

Regelrecht ins Schwärmen kommen könnte ich beim Gedanken an die Schönheit der Landschaft und die Vielfalt in der sich die Natur in Uganda zeigt. Ich bin sehr froh, die Gelegenheit gehabt zu haben auch ein wenig das Land zu bereisen, denn ich hatte mehrmals das Gefühl, mitten im Paradies gelandet zu sein.

Gearbeitet habe ich an der Christoph-Betterman-Schule und da vor allem mit den LehrerInnen. Ich habe regelmäßige Bastelworkshops abgehalten, weil es da oft an Ideen für den Art and Craft Unterricht fehlt, die Lehrer beim Schreiben der Entwicklungsberichte unterstützt, einen Workshop zum Thema "Basale Stimulation" gemacht und Zeit für basale Angebote im Stundenplan fixiert.

Besonders gefallen hat mir einem der Lehrer regelmäßig Gitarrenunterricht zu geben und mit den Kindern zu musizieren und zu singen.

Wir haben auch einen Schulgarten angelegt, wo die Kinder gemeinsam mit den Lehrern und der Ergotherapeutin Prossy je nach ihren individuellen Fähigkeiten jäten, Sachen anbauen und ernten können, oder einfach nur erleben, wie etwas wächst und reif wird und wo das Essen herkommt. Es war sehr schön zu beobachten, wie viel Spaß das den Kindern macht und wie stolz sie sind, trotz Behinderung etwas leisten zu können und als angenehmer Nebeneffekt wertet das frische Gemüse aus dem eigenen Garten den Speiseplan der Schule ungemein auf.

Sehr beeindruckt hat mich in der Schule, wie mit wenigen Mitteln großartiges geleistet wird. Ein gutes Beispiel dafür ist Physiotherapeut Stephen, der auf sehr kompetente und kreative Art und Weise mit Stücken von Matratzen und Stoffresten die Rollstühle der Kinder so anpasst, dass eine gute Sitzposition gewährleistet ist.

Sehr berührt haben mich die Hausbesuche mit Sozialarbeiterin Rose bei von der Organisation unterstützten Familien, mit Fahrer James der am Anfang und Ende des Terms einige Kinder der CB-School von zuhause abholt und wieder nachhause bringt und mit Physiotherapeut Yusuf der erhebt, welche Kinder der Umgebung Therapiebedarf aufweisen bzw. neu in der CB-School aufgenommen werden sollen. Ich habe so sehr viele Einblicke in das alltägliche Leben in Uganda gewonnen und bin sehr dankbar, dass ich diese Gelegenheit bekommen habe.

Zusätzlich durfte ich einige der anderen Schulen von KINDERN EINE CHANCE sowie ein paar öffentliche Schulen in Uganda besuchen und besichtigen, was ich als sehr spannend und interessant erlebt habe. Der Unterschied ist teilweise wirklich enorm.

Insgesamt bin ich sehr dankbar, dass ich die Möglichkeit bekommen habe diese vier Monate in Zigoti mitzuleben und mitzuarbeiten, für alles was ich dadurch gelernt habe und die vielen neuen Eindrücke die ich gewonnen habe, wodurch sich mein Horizont unglaublich erweitert hat. Ich habe großen Respekt vor der Arbeit, die von KINDERN EINE CHANCE in Uganda geleistet wird.